Willkommen in den schrägen 70ern!
Die amerikanische Rockband KISS ist nicht nur wegen ihrer Musik bekannt. Ihren Kultstatus verdankt die Band vor allem ihrem schrillen Äußeren. Lange, schwarz gefärbte Haare, geschminkte Gesichter, Plateaustiefel und schräge, schwarz-weiße Phantasiekostüme sind die Markenzeichen der Anfang der 1970er Jahre in New York gegründeten Musikgruppe. In den 1970er Jahren waren KISS nicht die einzigen Stars, die mit Kostümierungen auf die Bühne traten. Die Vertreter des so genannten Glamrocks, wie Queen oder David Bowie, trugen ebenfalls aufwändige Bühnenkostüme und Maskierungen. Gefärbte Haare gehörten genauso dazu wie ein oft androgyn wirkendes Make-up.
Die Kostümierungen der Band KISS waren zu Zeiten des Glamrocks allerdings sehr viel düsterer, als die der meisten Glamrock-Vertreter. Auch war ihre Musik lauter und härter. Die Shows der Band verbanden Horrorszenarien und pyrotechnische Effekte. Es ging laut, gruselig und schrill zu.
Zum Gruseln schön und erfolgreich
KISS hat mit dem Vertrieb von Werbeartikeln eine Marktlücke entdeckt. Die Band gilt als Erfinderin des Merchandising in der Musikbranche. Spielfiguren, Stiefel, T-Shirts, ja sogar einen Spielautomaten bietet die Band ihren Fans. 1980 setzte KISS mit Merchandise-Artikeln über 100 Millionen US-Dollar um.
Wer sich zum Karneval oder zu Halloween als KISS-Bandmitglied kostümiert, der transportiert also neben seiner Liebe zur Band auch die ganz große Erfolgsgeschichte. Und ein bisschen Gruselfeeling dazu, denn gruselig und schockierend sollten die Shows der Band sein. Dafür spuckte Bassist Gene Simmons extra Blut und Feuer. Das Blut bestand zwar “nur” aus Joghurt und Lebensmittelfarbe, aber übel sah es trotzdem aus. Wer Songs wie “I was made for lovin’ you” singt, der kann wiederum so böse nicht sein. Die Freude am Spektakel dürfte bei den Auftritten der Band im Vordergrund stehen. Spaß und Ausgelassenheit – zu einer 1970er oder auch 80er Jahre Mottoparty gehört ein KISS-Kostüm einfach dazu.
Stilecht nur mit Gesichts-Make-up
Zu einem KISS-Kostüm gehört das stilechte Make-up, wobei es sechs verschiedene Variationen gibt. Jedes der vier Bandmitglieder hat ein eigenes Make-up, zwei ehemalige Mitglieder der Band hatten eigene Masken.
The Starchild heißt die Gesichtsmaske des Sängers und Gitarristen Paul Stanley. Zur Maske gehören ein kirschroter Mund und ein schwarzer Stern auf dem rechten Auge von Stanley.
The Demon ist die Maske von Sänger und Bassist Gene Simmons. Weit über beide Augen sind schwarze, spitz auslaufende Formen gemalt, vom Oberkopf ragt ein Dreieck in die Stirn und der Mund ist schwarz umrandet.
Das Gründungsmitglied Ace Frehley trug The Spaceman. Diese Maske wird auch vom derzeitigen Sänger und Gitarrist Tommy Thayer genutzt. Die Maske kennzeichnen, wie die Maske von Gene Simmons, die über beide Augen gemalten spitz auslaufenden Formen, diese sind bei The Spaceman jedoch nur schwarz konturiert. Der Mund ist dagegen schwarz ausgemalt.
Die Maske des aktuellen Sängers und Schlagzeugers Eric Singer heißt The Catman. Vor Singer trug Schlagzeuger und Gründungsmitglied Peter Criss die Maske. Sie besteht aus grün-schwarz umrandeten Augen, einer Katzennase, Schnurrhaaren und einem kleinen roten Mund.
The Fox trug der ehemalige Sänger und Schlagzeuger Eric Carr. Seine Augen waren rot-schwarz umrandet und die Lippen schwarz ausgemalt. The Ankh Warrior hieß die Maske des ehemaligen Gitarristen Vinnie Vincent, der in der Gesichtsmitte das ägyptische Anch-Kreuz trug.
Headbanging mit schwarzen Mähnen
Beim ersten offiziellen Auftritt der Band im Dezember 1973 in New York setzte Sänger und Bassist Gene Simmons versehentlich seine langen Haare in Brand. Das könnte an der großen Menge Haarspray gelegen haben, die er benutzt hatte. Gefahr hin oder her, ein echter Rocker trägt Mähne. Headbanging ohne fliegende Haarspitzen? Das ist undenkbar. Deshalb gehört zu einem KISS-Kostüm und der legendären Gesichtsmaske auch eine ordentliche Rocker-Perücke. Der Authentizität wegen langhaarig, in schwarzer Farbe und im Stil des jeweiligen Bandmitglieds.
Die Frisuren der Bandmitglieder sind irgendwo zwischen herausgewachsener Vokuhila-Frisur und undefinierter Mähne einzuordnen. Die Perücke von The Starchild Paul Stanley besteht aus schulterlangen, gelockten Haaren. The Spaceman trägt auch schulterlanges, aber eher gewelltes Haar. Die Perücke von The Demon Gene Simmons ist mit Abstand die auffälligste. Das schulterlange, gelockte Haar wird auf dem Oberkopf zu einem Dutt zusammengebunden. Die Perücke von The Catman hat einen hochgeföhnten Oberkopf, ansonsten sind die Haare ebenfalls schulterlang und schwarz.
Eine ganze Armee von Fans
Der offizielle Fanclub von KISS nennt sich KISS Army. Seine Entstehung geht auf eine Anekdote aus den frühen Jahren der Band zurück. Damals versuchten zwei Jugendliche ihren regionalen Radiosender zu überzeugen, die Songs ihrer Lieblingsband KISS zu spielen. Da die Verantwortlichen sich weigerten, schrieben die Jugendlichen Briefe, in denen sie unter anderem drohten, den Sender in die Luft zu jagen. Die Jugendlichen unterschrieben diese Briefe mit ihren Namen und ihrem vermeintlichen Amt “Präsident der KISS Army”. Später, als die Songs von KISS im Radio gespielt wurden, fragten Hörer nach, wie sie Mitglied der so genannten KISS Army werden könnten. Der Fanclub existiert bis heute immer noch.